FDM-Budgetplanung
Kosten vorausdenken und einplanen
Datenmanagement ist schon für die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis erforderlich[1], kann aber auch darüber hinaus notwendig sein. Kosten können anfallen, wenn besondere Maßnahmen ergriffen werden, um bspw. eine bessere Sicherung oder Nachnutzbarkeit von Daten zu gewährleisten. Ein etwaiger Einsatz besonderer Werkzeuge zur Erstellung der Dokumentation oder die Entwicklung eines Repositoriums oder einer virtuellen Forschungsumgebung verursacht Mehrkosten, die in Förderanträgen benannt und geplant werden können. [2]
Eine konkrete Unterstützung bei der Planung und Berechnung bekommen Sie bei der Forschungsförderungseinrichtung Ihrer Einrichtung, dieser Artikel liefert Ihnen einen Überblick, was Sie bei der Budgetplanung beachten sollten.
Welche Kostentypen fallen an?
Zur Beurteilung der Kosten sollten verschiedene Kostentypen mitbedacht werden:
- Personalkosten (auch für das Datenmanagement)
- Materialkosten, unterteilt in Kosten für Ausstattung (z. B. Server, Geräte) oder Werkzeuge (Software) und Gerätezeit (bei gemeinsam genutzten Großgeräten)
- Dienstleistungskosten: Gebühren etwa für nachgenutzte Daten, für die Übernahme der Daten in ein Langzeitarchiv, Publikationsgebühren, Schulungen
- Overhead / Gemeinkosten: das sind z. B. indirekte Kosten, die im Zusammenhang mit einer Bereitstellung von Infrastruktur entstehen (Miete, Heizkosten, Strom, Telefon, etc.).
Weiterhin zu beachten ist:
- Handelt es sich um einmalige oder regelmäßige Kosten und wie lange fallen diese ggf. an?
- Wie hoch sind die Kosten und der Personalaufwand für das Datenmanagement während des Projekts bzw. nach Projektabschluss?
- Werden Teile der Datenmanagementkosten möglicherweise bereits über die Gemeinkosten abgedeckt, die je nach Praxis des Forschungsförderers ausgezahlt werden?
- Bei frühzeitiger Planung der Maßnahmen sowie deren Umsetzung fallen die Kosten für das Datenmanagement tendenziell geringer aus. Wenn von vornherein ein Schema / Standard für die Metadaten und Dokumentation vereinbart wird, können alle Projektbeteiligten sich direkt daran orientieren.
- Werden erforderliche Maßnahmen nachträglich oder mit großer Verzögerung umgesetzt, kann das eventuell höhere Kosten und einen höheren Zeitaufwand nach sich ziehen, bspw. zu mangelhaft aufgearbeiteten Metadaten führen.
- Stehen alle Verantwortlichen und Beteiligten hinter den Plänen zum Datenmanagement?
Das 'Keeping Research Data Safe-Modell' (KRDS) zur Budgetkalkulation
Zur eigentlichen Bestimmung der Kosten der Bewahrung digitaler Daten haben sich zwei mehrphasige Projekte Modelle und Fallstudien entwickelt: das Keeping Research Data Safe (KRDS) und das LIFE-Projekt.[3] In beiden Fällen orientieren sich die Berechnungsgrundlagen am DCC Curation Lifecycle Model. Eine Kostenplanung kann eine Abschätzung der Kosten – orientiert an den einzelnen Phasen – durchführen. Im KRDS-Modell gliedern sich die Kostenkategorien grob in drei Phasen:[4]
Vorarchiv-Phase: Hier fallen neben den Kosten für die Schaffung der Daten auch jene für Beratung, Schulung und die Planung des Datenmanagements selbst an.
Archiv-Phase: Die wesentlichen Kostenkategorien in diesem Abschnitt betreffen die einzelnen Lebenszyklusphasen, die in dem Modell dieses Leitfadens von Auswahl und Bewertung bis Zugriff und Nutzung reichen. Zusätzlich werden insbesondere Innovationskosten für die Entwicklung von neuen Werkzeugen, Standards etc. darunter verbucht.
Phasenübergreifende Unterstützungsdienste: Kosten für die Verwaltung aller Aktivitäten, der allgemeinen IT-Basisinfrastruktur und der Aufwände für benötigte Räume und Gebäude.
Wo entstehen die meisten Kosten?
Die meisten Kosten fallen bei der Datenakquisition und -erfassung an. Fallstudien konnten zeigen, dass die Kosten der Archivierung und Erhaltungsaktivitäten konsequent einen sehr geringen Anteil der Gesamtkosten bilden und deutlich niedriger ausfallen als die Anschaffungs- und Erhaltungskosten oder Access-Aktivitäten:[5]
Outreach/Acquisition/Ingest | Archival Storage and Preservation | Access |
---|---|---|
c. 55% | c. 15% | c. 31% |
Es zeigt sich hier, dass der Trend zu relativ hohen Erhaltungskosten für Datensammlungen aus früheren Jahren im Laufe der Zeit abgenommen hat.
Überblick: Stationen im Datenlebenszyklus und deren Kostenkomponenten
Allgemeine Folgerungen
- Höchste Kosten am Anfang: Digitale Forschungsdaten haben oftmals einen langfristigen Wert – um diesen Wert zu erhalten, müssen auch Investitionen langfristig erfolgen. Bei einer groben Einteilung der Datenerhaltung in die Übernahme-, Speicher- und Zugriffsphase lassen sich ungefähr die Hälfte der Kosten der Übernahme (Ingest) in das Archiv zuordnen. Die zweitaufwendigste Phase ist der Zugriff, die Speicherphase ist am günstigsten.[6]
- Warten und Nichtstun ist teuer: Diese am Anfang entstehenden Kosten sollten nicht aufgeschoben werden, weil das spätere Nacharbeiten diese in der Regel nur noch steigert. Ein Beispiel sind Aufwendungen für Qualitätskontrolle und Metadaten. Werden diese früh getätigt, kann dies zudem eine höhere Effizienz der übrigen Abläufe ermöglichen.
- Personal verursacht den größten Kostenanteil: Für ein verlässliches Datenmanagement wird ausreichend qualifiziertes Personal benötigt. Bei den Personalkosten handelt es sich oft um versteckte Kosten, die bei der Budgetplanung vernachlässigt werden. KRDS gibt eine Größenordnung von 70 % und mehr für Personalkosten an.[7]
- Jährliche sinkende Kosten: Aufgrund der hohen einmaligen Anfangskosten und der zunehmenden Effizienz der Technologien sinken die jährlichen Kosten für die Aufbewahrung eines Datenbestands. Dies hat z. B. zur Entwicklung eines simplen Geschäftsmodells „Pay Once, Store Forever“ an der Princeton University geführt, das aber auch nur einen sehr begrenzten Service vorsieht.[8]
Mehr über die direkten und indirekten Vorteile des FDM und der Datenarchivierung werden auch vom Projekt Keeping Research Data Safe aufgelistet.
Fazit
Bei frühzeitiger Planung können aus den anfallenden Kosten für FDM auch Produktivitätsgewinne gezogen werden. Von der Möglichkeit für FDM in Förderanträgen zusätzliche Mittel zu beantragen, sollte nach Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, um nicht im Nachhinein von ungedeckten Kosten überrascht zu werden. Außerdem werden Folgeanträge oder Projektverlängerungen in Zukunft noch stärker von der FDM-Vorarbeit abhängig sein, denn FDM gewinnt für die Fördergeber zunehmend an Bedeutung.
Wer übernimmt die Kosten für das Datenmanagement?
Einzelnachweise
- ↑ DFG, 2019: Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis / Plattform Wissenschaftliche Integrität/ Safeguarding Good Scientific Practice. Denkschrift /Memorandum,Weinheim: Wiley-VCH Verlag.
- ↑ Bertelmann R., Gebauer P., Hasler T., Kirchner I., Peters-Kottig W., Razum M., Recker A., Ulbricht D, van Gasselt S. (2014): EWIG-Broschüre. Einstieg ins Forschungsdatenmanagement in den Geowissenschaften. Potsdam, 24 p. DOI: http://doi.org/10.2312/lis.14.01
- ↑ Ludwig, J., & Enke, H. (Eds.). (2013): Leitfaden zum Forschungsdaten-Management. Handreichungen aus dem WissGrid-Projekt. Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch
- ↑ Charles Beagrie Ltd / JISC (Hrsg.) (2010): Keeping Research Data Safe , Factsheet
- ↑ Charles Beagrie Ltd / JISC (Hrsg.) (2010): Keeping Research Data Safe , Factsheet; KRDS1: Beagrie, N., Chruszcz, J., and Lavoie, B. (2008): Keeping Research Data Safe: a cost model and guidance for UK universities, Final Report April 2008; KRDS2: Beagrie, N., Lavoie, B., and Woollard, M. (2010): Keeping Research Data Safe 2, Final Report April 2010.
- ↑ KRDS2: Beagrie, N., Lavoie, B., and Woollard, M. (2010): Keeping Research Data Safe 2, Final Report April 2010.
- ↑ Beagrie, Neil et al. (2011): User Guide for Keeping Research Data Safe. Version 2, July 2011.
- ↑ Goldstein, Serge J. & Ratliff, Mark (2010): DataSpace: A Funding and Operational Model for Long-Term Preservation and Sharing of Research Data. URI: http://arks.princeton.edu/ark:/88435/dsp01w6634361k